(Beitragsbild: im Ostpark; Georges Hartmann)
Georges Hartmann
komm lass uns küssen (Teil 1 der Rezension: erste Liebe)
Ralph Günther Mohnnau: „komm lass uns küssen“, Trilogie in 5 Sprachen mit jeweils 102 Haiku der Liebe: Band 1 „Luftspiegelungen“, ISBN 978-3-949943-02-7, Band 2 „Papierblumen“, ISBN 978-3-949943-03-4 sowie Haiku der Liebe und der Leidenschaft: Band 3 „Shit happens“ –Love happens“, ISBN 978-3-949943-04-1.
Übersetzungen: Spanisch: Pere Bonín, Barcelona; Französisch: Patrick Démerin, Paris, Japanisch: Kazuo Hosaka, Tokio; Englisch: Klaus-Dieter Wirth, Viersen
Grafiken: Kasia Lewandowska
Bibliophile Ausgabe in einer quadratischen Holzbox ca. 32 x 32 x 8 cm; gedruckt auf Büttenvorsatzpapier; farbige Einlagepapiere aus Nepalseidelbast, farblich dazu passend gelb, rot bzw. blau von Hand gebunden; Auflage: 100 signierte Exemplare
Idee und Konzeption: atelier alpha sieben, Sulzbach (Taunus); Gesamtherstellung Alpha Print Sulzbach; erschienen im Alpha Literatur Verlag Frankfurt am Main, 2023, kontakt@alpha-literatur-verlag.de
Eine schmucke, gewichtige Holzkiste mit dem Aufdruck „komm lass uns küssen“ beinhaltet eine dreibändige, sehr wertige Haiku-Trilogie zu den Themen Liebe und Leidenschaft, die außer auf Deutsch auch in einer englischen, japanischen, spanischen und französischen Version gedruckt wurde.
Den Titel im Blick behaltend überlege ich mir, was Liebe oder gar die „wahre Liebe“ sein könnte, weil es dazu durchaus verschiedene Möglichkeiten und Meinungen gibt, wie mütterliche Liebe, Gottes Liebe, die Liebe zu einer Person, die gegenüber einem Haustier, einer Arbeit, in der man aufgeht, zum Geld, aber auch die Hassliebe usw. Die Liebe zwischen zwei Menschen könnte der Schlüssel sein und so bleibe ich folgerichtig in Band 1 an folgendem Dreizeiler hängen:
ein mann eine frau
eine unendliche
geschichte
Die Unendlichkeit dauert – zeitlich betrachtet – ewig an und endet nie, was mancher Grabstein auch mit der Wendung „auf ewig dein“ dokumentiert, obwohl es dies nur in besonderen Fällen gibt, in der Regel aber nicht „die erste große Liebe“ im Leben sein muss, sondern erst nach einer bis mehreren dazwischen liegenden Enttäuschungen zustandegekommen ist. Das Thema „Liebe“ ist insoweit vielfältig und kann im Extremfall auch in einer nicht enden wollenden Hassliebe münden, von der ich in den drei Bänden gottlob kein wirklich zutreffendes Beispiel gefunden habe.
Die meisten von uns werden es kennen, weil es bereits in jungen Jahren passieren kann, dass sich eine Schülerin spornstreichs in einen Mitschüler verliebt, obwohl sich die Blicke anderer Mädchen ebenfalls recht eindeutig auf ihn fixieren, was manchmal Streitigkeiten bedingt, die wir Erwachsenen nicht mehr so wirklich begreifen wollen, als wäre „uns“ dergleichen niemals begegnet. Das Phänomen „Liebe“ kann früh von uns Besitz ergreifen, ohne dass wir konkret verstehen, was es tatsächlich bedeutet, außer einem sich nicht erklärenden „sich hingezogen fühlen“. Es sind oft Romanzen, die entstehen, aber ein recht niedriges Verfallsdatum haben und Eltern misstrauisch werden lassen, wenn die Sprösslinge plötzlich anfangen, leicht merkwürdige Verhaltensweisen an den Tag zu legen, die wir „Alten“ dann in der Regel richtig deuten, aber dabei Gefahr laufen, mit beiläufigen Fragen die Sprösslinge in Verlegenheit zu bringen.
Das Leben ist voller Überraschungen und in der Regel dient die „erste Liebe“ lediglich als Ouvertüre, weil man in der Schule, im Nachbarhaus, in einem Jugend- oder Sportclub, sonstigen Vereinen oder im Urlaub mit den Eltern, jemand Anderen oder eine Andere kennengelernt hat, der oder die besser zu einem passen könnte. Mädchen wählen oft einen etwas älteren, irgendwie „reiferen“ Knaben, Jungens eine eher etwas jüngere Partnerin. Darüber können Jahre vergangen sein, bis der Zufall eine Erinnerung an die erste Liebe arrangiert und die Gedanken möglicherweise durcheinander wirbelt …
erste liebe
gesicht an gesicht hand an hand
kino letzte reihe
altes klassenfoto
wie jung, wie schön war sie
wie unschuldig noch
Im dreibändigen Werk zum Thema Liebe wird sich geküsst und geküsst, bleibt rein nichts ungeküsst, was hausbackene Männer erheblich nachdenklich stimmen kann. Das Thema Liebe dominiert die drei bibliophil gestalteten Bände und wird dementsprechend dokumentiert.
so ist es eben
lachen küssen lieben
so ist es eben
was ist liebe?
die nie endende sehnsucht
zu lieben zu lieben
Wie gelingt es, den Zauber des Anfangs einer Liebe (vielleicht für immer oder lediglich auf Zeit) einzufangen? Auch dazu hat Mohnnau einen Tipp auf Lager:
drehtür des hotels
die fremde frau lächelt
wir drehn uns dreimal
Drei bibliophile Bände in einer schmucken Holzkiste verpackt, die es in sich haben und einem den Kopf verdrehen können, weil man sich zu dieser Thematik möglicherweise eher altbacken verhalten hat und das Thema „Liebe“ in seiner ganzen Brandbreite insoweit vielleicht versäumt hat? Don Juan war ein Liebling der Frauen, was nicht jeder von sich wird behaupten können und somit neidlos anerkennen sollte, weil dem „Zuviel“ halt nicht jeder gewachsen ist.