„mit den Flügeln der Zeit …“, Hrsg. Gabriele Hartmann
Ein handliches Heft (Din A6) mit 14 tröstlichen Texten der Weltliteratur bzw. unbekannter Autoren & 4 farbigen Abbildungen (nach den Collagen: Blüte, Rosenholz, Leinen & Weg zum Licht von Gabriele Hartmann). Das Cover ist vorne & hinten (gespiegelt), außen & innen (in dezenterer Färbung) mit dem Motiv Eisrose bedruckt. 16 liebevoll gestaltete Seiten für Menschen, denen Sie in schweren Zeiten beistehen wollen. 2021; ISBN 978-3-945890-36-3; 5 €
Besonders ansprechend wirkt das Heft im Set mit von Hand gestanzter Karte, Text auf eigens gestaltetem Einlageblatt, Umschlag & Lesezeichen: 6 €
Und ein Sonderangebot gibt es auch: Bei Abnahme von 4 Heften oder 4 Sets bekommen Sie das fünfte umsonst dazu und es wird portofrei geliefert.
Rezension Rüdiger Jung:
und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus
flog durch die stillen Lande
als flöge sie nach Haus
Joseph von Eichendorf
Wenn ich es recht sehe, gibt es keine zweite Gedichtstrophe, die so häufig Traueranzeigen vorangestellt wird wie diese. Ganz offensichtlich verfügen diese Verszeilen aus dem Zeitalter der Romantik über ein hohes Potential an Trost. Was Gabriele Hartmann mit Recht zum Anlass nahm, sie in eine kleine Anthologie von Texten aus fremder Hand aufzunehmen, die Trauer benennen (immer der erste Schritt !) und Trost bieten.
leuchtende Tage
nicht weinen
weil sie vergangen
sondern lächeln
dass sie gewesen
Konfuzius
Ein Text, der auch mir in Zeitungen schon mit der Zuschreibung zu Konfuzius begegnet ist, meist aber mit jener zu Rabindranath Tagore, dem grossen bengalischen Dichter des Gitanjali (Nobelpreis für Literatur 1913).
alles hat seine Zeit
sich begegnen und verstehen
sich halten und lieben
sich loslassen und erinnern
Rainer Maria Rilke
Hier lohnt sich der Blick in die biblische Vorlage: Prediger 3, 1 – 15. Keine leichte, aber dafür extrem gehaltvolle Kost. Immer sind es Texte mit sparsamen Worten, die die Herausgeberin in vielfältiger Zeilenaufteilung anbietet. So wird das Auge nicht müde – zugleich wird der Grundsituation der Trauer Rechnung getragen: Da ist diese Stille, die sich manchmal das Schweigen‚ manchmal das (sparsame!) Wort ersehnt. „mit den Flügeln der Zeit“ bietet dem einzelnen Wort, seiner Kostbarkeit den genügenden Raum.Wenn der Band sich als handliche Gabe für ein Trauerhaus empfiehlt, dann sicher nicht nur (aber auch !) der Texte wegen. Das wiederkehrende Foto „Eisrose“, die Collagen „Blüte“, „Rosenholz“, „Leinen“ und „Weg zum Licht“ sprechen eine eigene Sprache – abseits der Worte –, die stark und nicht weniger tröstlich ist.